Zitat von Friedrich
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Johan(n) = Han(n)s ... Generelle Diskussion
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Zitat von jacq Beitrag anzeigenVor dem Problem wie die Vorfahren denn nun wirklich heißen stand ich auch schon.
Aus Mat(t)hias wird Mathes, aus Wenzeslaus Wenzel und Johann zu Hans habe ich auch. Letzterer ist mein Urgroßvater und hatte Hans als Rufnamen und dieser ist sogar auf seinen Arbeitspass der Reichsbahn gedruckt, während überall anders Johann steht.
Ich bin genealogisch vor allem in Tschechien unterwegs. Je nachdem aus welcher Zeit und auch welchem Raum ein Kirchenbuch stammt, wurden die Namen anders geschrieben. So findet sich in lateinischen Einträgen die Form Joannes, in deutschen Johann und in tschechischen Jan. Dies passiert eigentlich mit allen Namen (zB. Laurentius, Lorenz, Vavrinec; Wenceslaus, Wenzel, Waczlaw).
Hans ist, zumindest nach meiner Erfahrung, die Koseform von Johann und kam mir bislang im 17. Jhd. im Waldviertlel (Niederösterreich) unter; ansonsten findet sich, so weit ich mich erinnere, immer die ausgeschriebene Version. In anderen Regionen (und Zeiten) mag dies durchaus anders gewesen sein.
Bei Deinem erwähnten Mathes steht diese Variante auch noch für Mathäus.
Ein weibliches Synonymbeispiel ist Maria, Maria Anna, Marianna und Marina.
lg,
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Hallo,
Hier in Luxemburg variieren die Namensformen auch sehr stark:
Die KB waren in Latein, und dort wurde dann auch die lateinisierte Form des Namens benutzt. Ab Anfang des 19ten Jahrhunderts wurde dann in den Zivilstandsregistern je nach geschichtlichen Gegebenheiten in Französisch oder Deutsch geschrieben.
So wurde aus einem Johannes Petrus bei der Taufe, ein Jean Pierre bei der Hochzeit und er starb als Johann Peter, wobei er wahrscheinlich Zeit seines Lebens auf Luxemburgisch Jemp gerufen wurde.
Ein schönes Wochenende an Euch alle,
Corinne
auf der Suche nach Marie Hubertine CAUCHY ∞ 8.6.1670 in Mons St Germain (Belgien) mit Jean POMEROEUL (1648-1690)
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Zitat von Brigitte Bernstein Beitrag anzeigenHallo!
Ich habe schon einige Matrikel wo aus Johannes ein Johann wurde.Genau wie aus einem Benediktus ein Benedikt oder ein Christopherus ein Christoph wurde. Ich denke es gab schon immer umwandlungen von Namensformen.
hier handelt es sich nicht um Umwandlungen der Namen, sondern lediglich um Latinisierungen. Es wurde also nicht ein Christoph aus einem Christophorus, sondern je nach Vorschrift oder Gegebenheit wurde der Name in latinisierter oder nicht latinisierter Form ins Kirchenbuch eingetragen.
Ebenso sind "Christophori", "Christophorum" usw. keine "Umwandlungen" sondern lediglich latinisierte und den lateinischen Formen für die jeweiligen Fälle angeglichenen Namensformen.
Die oft vorkommende Form "Xtoph" ist ebenfalls keine Umwandlung, sondern eine Abkürzung für diesen Namen, die dem eintragenden Pfarrer etwas Zeit ersparte.
"Gerufen" wurde ein Christoph bestimmt nicht Christopherus, garantiert auch nicht "Xtoph" - viel wahrscheinlicher ist da schon "Stoffel".
Genauso verhält es sich mit Joannes, Johannes, Johann.
Deren Abkürzung ist Joes, manchmal mit einer Tilde darüber.
Latinisiert gibt es wiederum die Formen Jois, Joem, die wiederum lediglich den Fall anzeigen, aber nicht in der gesprochenen Sprache benutzt wurden.
Gesprochensprachlich gab es dann die Formen Johann, Jehann, Hans, Hannes, Jens, Jan, usw.
Wie schon Ditha meint wurde ja nach dem Gehör geschrieben.
Tja... und jetzt blieben ihm mehrere Möglichkeiten:
Er konnte den Namen getreu der Angabe "Hanstoffel Becker" schreiben. Den Fall habe ich einmal bei meinem Vofahren, der als "Hanjost" ins Kirchenbuch eingetragen wurde und sonst meist als Johann Jodocus auftaucht.
Der Pfarrer kann aber auch die Vollformen verwenden und eintragen: "Johannes Christoph".
Oder aber - nach Vorschrift - den Namen latinisieren und eintragen: "Joannes Christophorus".
Wenn er dann auch noch hyperkorrekt den Familiennamen latinisierte - auch das kam vor! - dann findet man "Joannes Christophorus Pistor" im Kirchenbuch.
Und wenn der Pfarrer dann auch noch 'schreibfaul' war, trägt er ein: "Joes Xtoph Pistor (oder Becker)" und schon hat man etliche Formen ein und desselben Namens. Es handelt sich aber nicht um Umwandelungen, sondern um Parallelformen: Auf'm Dorf war er weiterhin "Beckers Hanstoffel", da kann der Pfarrer latinisieren, wie er will.
Auch wurden um 1700 die Namen französisch ausgesprochen wo durch sie sich auch wandelten.
Wenn überhaupt, haben Angehörige des Adels dann und wann Französisch gesprochen oder verwendet. Die 'einfache' Bevölkerung ganz sicher nicht. Und auch wenn die Zivilstandsbeamten in napoleonischer Zeit die Register in einigen Gebieten auf Französisch führten und die Namen französisierten: Im Sprachgebrauch wurden die Namen sicher nicht verwendet oder haben sich gar dadurch gewandelt. Es lag lediglich an der Vorschrift, wie und in welcher Sprache die Eintragungen getätigt werden mußten. Die (einfache) Bevölkerung, die v.a. um 1700 weder des Lesens, gar des Schreibens, noch desselben in einer Fremdsprache (Latein/Französisch) mächtig waren, haben von den Eintragungen i.d.R. auch nichts mitbekommen oder wären gar in der Lage gewesen, eventuelle "Fehler" zu korrigieren.
Viele Grüße
Jens
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Zitat von Corinne Beitrag anzeigenHallo,
Hier in Luxemburg variieren die Namensformen auch sehr stark:
Die KB waren in Latein, und dort wurde dann auch die lateinisierte Form des Namens benutzt. Ab Anfang des 19ten Jahrhunderts wurde dann in den Zivilstandsregistern je nach geschichtlichen Gegebenheiten in Französisch oder Deutsch geschrieben.
So wurde aus einem Johannes Petrus bei der Taufe, ein Jean Pierre bei der Hochzeit und er starb als Johann Peter, wobei er wahrscheinlich Zeit seines Lebens auf Luxemburgisch Jemp gerufen wurde.
Ein schönes Wochenende an Euch alle,
Corinne
SO isses!!
Viele Grüße
Jens
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Wenn ich mir die fromme Helene (erschienen 1872) von Wilhelm Busch so anschaue - da heißt der Diener Jean (Helene freilich sagt "Schang"). Er hat den Menschen aufs Maul geschaut - ich denke, so selten waren französische/französisierte Vornamen auch im einfachen Volk nicht, zumal es eine kostengünstige Möglichkeit zur Modischkeit war.Gruß Asphaltblume
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Zitat von Asphaltblume Beitrag anzeigenWenn ich mir die fromme Helene (erschienen 1872) von Wilhelm Busch so anschaue - da heißt der Diener Jean (Helene freilich sagt "Schang"). Er hat den Menschen aufs Maul geschaut - ich denke, so selten waren französische/französisierte Vornamen auch im einfachen Volk nicht, zumal es eine kostengünstige Möglichkeit zur Modischkeit war.
Die Geschichte der frommen Helene gehört eher in die obere Schicht des städtischen Bürgertum. Dort gehörte eine gewisse (private) Bildung (Hauslehrer!!), auch im Französischen, sicher zur Erziehung bzw. zum guten Ton.
Schaut man sich zu jener Zeit auf dem Dorf um, sieht das schon wieder anders aus!)
Die einfache Bevölkerung (Bauern, Tagelöhner - diese machten ja den bei Weitem größten Anteil an der Bevölkerung aus) auf dem Land konnten sich sicher keine Diener leisten. Vielleicht hatte ein Großbauer mal einen Knecht oder eine Magd, ganz sicher hießen die dann aber nicht Schang oder Schakkeline.
Viele Grüße
Jens
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Wer den Diener hatte, war nicht einfache Bevölkerung, klar - wer aber Diener war, schon.
Im 17. Jahrhundert kamen sehr viele Hugenotten nach Deutschland, auch in Niedersachsen gab es große Gemeinden. Für Berlin weiß ich, dass da um 1800 jeder fünfte Einwohner ein Franzose war, und das schlug sich - zusammen mit der Tatsache, dass Französisch die Sprache von Hof und Oberschicht war - auch in der allgemeinen Umgangssprache nieder.Gruß Asphaltblume
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